Dvi ljeta boja. Zwei Jahre Krieg.

Wie sieht der Alltag im Krieg aus? Was macht dieser aus dir, wenn du Künstler oder Künstlerin bist?

Diese Woche wurde eine Ausstellung ukrainischer Künstler:innen im Wiener Exhibit Eschenbachgasse eröffnet. Tod, Aggression sowie Verlust werden zwar thematisiert, aber fließen subtil in die Bilder ein. Auf rot wird fast ganz verzichtet, es dominieren schwache Braun- und Rosatöne. Trotzdem erkennt man auf den Motiven Soldaten und verzerrte Gesichter (Titelbild von Ed Kolodiy). Nachrichten aus aller Welt werden zur Figur einer Folklore-Puppe, ein verlorener Teddybär hängt kopfüber, eine schwarze Chatnachricht besagt: “Früher hatte ich so viel Zeug.“ In einer Installation hört man das Geräusch von Kastanien, die auf den Boden fallen. Und die Künstlerin fragt sich, warum sich das für sie anhört wie Patronenhülsen.

In welcher Phase befinden wir uns?

Wir sind verdammt zum Zusehen, während die russische Armee das Momentum auf ihrer Seite hat. Die kleinen Erfolge der ukrainischen Seite,  im letzten Jahr mit hohem Blutzoll erkämpft, werden langsam von der russischen Armee wieder zurückerobert. Während iranische Drohnen und Raketen aus Nordkorea die russischen Angriffe begleiten, entsteht ein bitterer  B(l)eigeschmack bei der langsam eintrudelnden Hilfe aus dem Westen. Die USA blockieren sich selbst bei den Ukraine-Hilfsgeldern, viele europäische Länder haben ihre Versprechen bezüglich Waffenlieferungen an die Ukraine nicht eingehalten oder nur teilweise. Wenn es so weitergeht, könnten wir dieses Jahr womöglich den Beginn von Friedensgesprächen erleben, bei denen die russische Seite die Bedingungen für den Frieden diktiert. Ich helfe fleißig mit und überweise jeden Monat 100 Euro über die Wien Energie für mein russisches Gas, 100 Euro Monat für Monat in die russische Kriegskasse.

Die Freuden des Präsidenten

In Moskau freut sich Präsident Putin derweil darüber, dass er bei dem Formalakt „Wahlen“ bestätigt werden kann, die in keiner Weise demokratischen Standards entsprechen. Es gibt keine Gegenkandidaten, die nicht auf Putins Linie sind. Putin-Kritiker Boris Nadeždin wurde trotz 105.000 unterstützender Unterschriften nicht zu den Wahlen zugelassen, unter anderem weil einige Menschen, die für ihn unterschrieben hatten, bereits gestorben seien. Jewgeni Prigožin, der letztes Jahr mit seiner Wagner-Gruppe versuchte, die Führung der russischen Armee zu übernehmen und nach Moskau marschierte, wurde zwei Monate nach der Meuterei Passagier eines Flugzeugs, das vom Himmel fiel. Die größte Figur der russischen Opposition, Alexej Nawalny, starb letzte Woche in Isolation im Gefängnis in Sibirien, wohin ihn die russischen Behörden kürzlich versetzt hatten. In einer zusätzlichen Schikane war Nawalnys Leichnam mehrere Tage für seine Mutter und seinen Anwalt nicht einsehbar. Laut New York Times wird Nawalnys Mutter erpresst, dass der russische Staat keine öffentliche Beerdigung erlauben will, sondern nur eine heimliche Version davon. Nawalnys Frau, Julia Nawalnaja, kündigte bei einem Besuch in München an, dass sie das politische Erbe ihres ermordeten Mannes übernehmen werde. Putin schweigt zu Nawalnys Tod, der ehemalige russische Präsident Medwedew sagt zynisch, dass Nawalnys Frau sich über den Tod ihres Mannes freue und nun endlich ihr lang geplantes politisches Leben entfalten könne.

Ich bin wirklich nicht neugierig darauf, dass der russische Staat seinen Einfluss auf der internationalen Bühne vergrößert. Die bevorstehenden Wahlen in den USA, fürs EU-Parlament und auch in Österreich stimmen mich missmutig.

Ausstellung bis 24. Februar

Die Bilder dieses Artikels sind aus der Ausstellung Liutyi/Лютий/February im Exhibit Eschenbachgasse. Das Netzwerk OfficeUkraine hat ukrainische Künstler:innen sowie Studierende der Akademie der bildenden Künste Wien aus der Ukraine aufgefordert, Arbeiten aus ihrer Lebensrealität für eine Ausstellung vorzuschlagen. Ausgewählt wurden Arbeiten von  20 ukrainischen Künstler:innen, die bis 24. Februar zu sehen sind. Die Ausstellung endet am 24. Februar mit einer Gedenkveranstaltung – ab 18 Uhr.

Eschenbachgasse 11, 1010 Wien. 12 bis 18 Uhr. Eintritt frei.