Ferdinand-Berger-nagrada Petru Rosandiću. SOS Balkanroute geehrt.

Peter Hacker – seit Covid der allseits bekannte Stadtrat Wiens für Gesundheit und Soziales – ist zum Scherzen aufgelegt. Es ist ein feierlicher Anlass zu einem traurigen Thema. Schwer vorstellbar, welche andere Flüchtlings-NGO in Österreich von einem Mitglied einer Landesregierung so höflich behandelt würde. Hacker referiert von einer Laufbahn, die der Preisempfänger Petar Rosandić, durchlaufen ist. Und Hacker scheint sich gut für seine Laudatio im Wiener Rathaus vorbereitet zu haben. Rosandić hätte trotz eines Besuchs einer katholischen Privatschule im 15. Bezirk, wo wohl das Mantra „Hände Falten Goschen halten“ gegolten habe – sich nicht dran gehalten, Hacker finde das “cool”.

Wien oida, Beč oida

Bekannte nennen ihn Pero, frühere Weggefährten Pex. Petar Rosandić, ein Wiener mit kroatischen Wurzeln, hat schon in seiner Jugendzeit begonnen über die Mittel des Rap seine gesellschaftliche Kritik zu formulieren. Ganz in den Mainstream eingestiegen ist Kid Pex nie, lieber hat er sich als Enfant Terrible inszeniert und in einem Musikvideo Mozart verfolgt. Burgenlandkroat:innen kennen ihn vielleicht für den Rap-Part des wunderbaren Lieds „Es ist wie es“ von Coffeeshock Company.

„Es ist wie es ist“ ist für Pero kein Spruch, der eine Handlungsanleitung für sein Leben darstellt. 2019 hat er nach einem Besuch in Bosnien, nachdem er die verheerende Situation in einem Flüchtlingscamp gesehen hat, angefangen seine organisatorischen Fähigkeiten in Hilfstransports zu stecken. Als 2020 das Flüchtlingscamp in Lipa abgebrannt ist, hat Rosandić mit privaten Spenden 1.500 Menschen versorgt.

Ein Slap für den Ex-Vizekanzler

Rosandić Engagement kommt nicht überall gut an. In seiner emotionalen Rede führt Rosandić an, wie politische Akteure aus Österreich die schwachen Strukturen am Balkan auszunutzen versuchen, damit dort Flüchtende interniert werden können. Als sich Rosandić gegen ein geplantes Gefängnis in Bosnien & Herzegowina einzusetzen beginnt, will ihn ein österreichisches Unternehmen klagen. Der Kopf dieses Instituts ist niemand geringerer als Michael Spindelegger, der ehemalige österreichische Vizekanzler. Die Klage des Instituts konnte abgewiesen werden, Rosandić erwähnt in der Dankesrede den Einsatz seiner Anwältin Maria Windhager – es folgt großer Applaus.

Man muss keine eigenen Worte finden, wie es ist, bei einem SLAPP-Prozess geladen zu sein, wenn Rosandić sie schon gefunden hat. Zitat: “Das ÖVP-nahe ICMPD ist vor Gericht an glasklaren Fakten gescheitert, beim Versuch als Steuergeld-geförderter internationaler Goliath ein paar abgesandelte Freaks, Gutmenschen in Trainingsanzügen und Tschuschen aus Wien mundtot zu machen. (…) Ohne uns wäre Lipa das österreichische Guantanamo.” Zitat Ende.

Der Abend endet mit Standing Ovations für Rosandić-Einsatz. Bei einem so herzerwärmenden Abend sollte man nicht vergessen, wie kalt es in einem bosnischen Flüchtlingscamp sein kann. SOS Balkanroute sammelt Sachspenden für die kalten Monate — nur noch nicht im Burgenland. Ist das nicht ein Grund, aktiv zu werden?