Na koliko jezikov znate ljude pozdraviti? Koliko psovkov znate na jeziki susjednih zemalj? Koliko nimškoga hasnujete u hrvatskom, a koliko engleskoga u nimškom? Koliko jezikov govorite? Na ovom pitanju se razdvajaju mišljenja. Jedni govoru samo jednim jezikom, ar samo njega znaju od A do Ž, pismeno i usmeno na svakom području. Drugi opet znaju bezbroj jezikov, iako na njem morebit samo znaju imenovati jila i pila. Mi gradišćansk:e Hrvat:ice odnosno sv:e, k:e smo odras:le većjezično predobro poznamo ov „problem“. Sprohadjaju nas različni jeziki kroz žitak. S babom se doma pominamo u najbogatijem seoskom govoru, u školi se trsimo najti kakov standard, u javnosti se najvećim dijelom pominamo po nimšku i na odmoru u Hrvatskoj raspokamo najlipši pokus standardnoga hrvatskoga jezika. Postoji onda ljudi, ki velu da to nisu pravi jeziki, da nijednoga ne znaš, da to uopće nije vridno. Ovakove škure misli se koč-toč pojavljuju. Zato je bilo jasno, da mora pjesmica Tine Čakare van u svit. Svečujemo ovo bogatstvo, ovu našu većjezičnost i dajte ju razvijati u svoji žitki!
O projektu
„Was, wenn wir vielsprachig sind / Što, ako smo svi višejezični“ je tekst Tine Čakare. 27-ljetna je dvojezično odrasla u Beču, kamo su se nje roditelji doselili. Hrvatski nikad nije imala u školi i ga je pismeno naučila kroz pisanje pisma k baki. Germanistica i prevoditeljica za nimški, hrvatski i engleski je ov tekst napisala po narudžbi – za dodiljenje Mini Metrona Cvetelini Ortegi za svoje djelovanje u vlašćem institutu Linguamulti. Onde je Čakara i za vrime svojega študija djelala. 2018. ljeta počela se je Čakara naticati sa svojimi teksti u takozvani poetry slami. Po prisiljenoj koronapauzi je „Was, wenn wir vielsprachig sind“ nje prvi tekst. Na poetry slamu joj se najbolje vidi, da je „književnost odmah blizu ljudima i oni mogu reagirati.“
U suradnji Hrvatskih novin i Novoga glasa se je tako razvio video-projekt. Pjesmicu predstavljamo pismeno i vizualno u tri verzija – na nimškom, hrvatskom književnom i gradišćanskohrvatskom jeziku. Posljidnja verzija je objavljena na webstranici Hrvatskih novin.
Was, wenn wir vielsprachig sind?
Sprachen sind im Kopf nicht in Schubladen, sind nicht eingeschlossen hinter Türen an Fassaden, Sprachen sind nicht zählbar und sortiert, Sprachen sind nicht etwas, das man addiert. Zuerst Kroatisch plus Deutsch ist gleich multilingual, neben Englisch steht auch Italienisch noch zur Wahl, das macht dann zwei plus zwei ist vier, und was, wenn ich nicht alle Sprachen immer kapier? Auf Italienisch kann ich nicht fluchen, dafür ein Hotel für zwei beim Strand buchen, ich kann auf Kroatisch in der Küche alles benennen, kann peći, pohati, pržiti und mich dabei nicht verbrennen. Auf Deutsch kann ich schreiben und Argumente finden, aber nur auf Englisch kann ich Ländergrenzen überwinden. Ist nun eine dieser Sprachen doch keine ganze Zahl? Ist Kroatisch nur zwei Drittel und Italienisch steht gar nicht zur Wahl? Wie viel muss ich sagen können für eine volle Sprache, oder reicht es, wenn ich über Witze lache? Was, wenn das Gerüst nach Jahren schwankt? Wenn all die Grammatik und der Wortschatz wankt? Wird dann aus einer Sprache eine Bruchzahl gemacht, und sie ist dann nur mehr null Komma acht? Werden Sprachen mit der Zeit subtrahiert, übernimmt eine Sprache etwas, das die andere verliert? Verbleicht die erste Sprache wie Fotos aus der Kindheit oder stehen die richtigen Worte doch immer bereit? Was wenn Sprachen gar nicht zählbar sind, weil sie herumschwirren wie ein neugieriges Kind, weil sie sich wenden und fließen, und sich auch in die kleinsten Momente gießen. Wenn in der Straßenbahn jemand auf Kroatisch brüllt, wenn die Nudeln im Billa eine italienische Anleitung umhüllt, wenn in Tirol jemand unbekannte deutsche Worte spricht, wenn der kleine Neffe alle Englischregeln bricht. Dann bricht auch die Sprache in der Mitte entzwei, teilt sich, multipliziert sich, wird ganz frei, beginnt zu schweben und sich in neue Richtungen zu bewegen. Dann ist die Sprache nicht mehr ein unerreichbares Ziel, kein Grammatikbuch, nur kompliziert und viel, sie ist nicht mehr die perfekte Aussprache ohne Akzent, sondern eine Form der Zuneigung, die jeder kennt. Denn mit jedem Wort, das wir sprechen, mit jedem Laut, an dem wir uns die Zunge brechen, teilen wir unser Innerstes mit den andern, durchs Dividieren beginnt die Sprache zu wandern. Sie wandert von mir zu dir, erreicht nicht einen Menschen, sondern vier, breitet sich aus im Raum und in den Köpfen, und beginnt vom Leben der anderen zu schöpfen. Von deiner Sprache ein Wort, und du trägst es hinfort, bringst es zurück, verändert und neu, während ich es in meinen Wortschatz streu. Dein Humor und deine Geschichte, ist etwas wonach ich meine Sätze richte, und deine Sprichworte und alten Zitate, hinterlassen Spuren in meiner Sprachenkarte. Was wenn wir nicht mehrsprachig, sondern vielsprachig sind? Und was wenn das zutrifft auf jedes einzelne Kind? Auch das, was nur in der Schule Spanisch spricht, oder sich beim Lateinunterricht den Kopf zerbricht? Oder das, was auf YouTube Japanisch hört, oder sich auf Türkisch über die Welt empört? Was wenn die Grenzen zwischen Sprachen verschwimmen, und Bezeichnungen nicht mehr alles bestimmen, wenn unter Deutsch nicht mehr nur eine Sprache fällt, sondern sie Dialekt, Lehnwörter und Varianten enthält. Wenn Kroatisch nicht gleich Kroatisch ist, weil es sich nicht an irgendwelchen Maßstäben misst, sondern an dir und an mir und was wir daraus machen, und wie wir das Verständnis dafür bei anderen entfachen. Denn Sprachen sind im Kopf nicht in Schubladen, sind nicht eingeschlossen hinter Türen an Fassaden, Sprachen sind nicht zählbar und sortiert, Sprachen sind nicht etwas, das man addiert. Sprachen sind viel mehr ein Weg, den ich gehe, ein Problem, das ich plötzlich verstehe, ein Gefühl, das ich benennen kann, eine Option für irgendwann. Und wer weiß, eines Tages fluche ich vielleicht in italiano, während ich Kaffee trinke in Milano, diskutiere auf Kroatisch über Politik laut und schrill, und bleibe auf Deutsch einfach nur still. Irgendwann bemerke ich vielleicht, das Sprechen selber ist ganz leicht, wenn man nicht benennen muss, was man sagt, und sich vielsprachig in die Welt raus wagt. Because language is what you want it to be, ein Werkzeug, eine Entscheidung, eine Melodie, ci sono mille mondi in una parola, jezik je cijelovit, a ne na pola.
Tekst: Tina Čakara
Čitatelj_ice: Tina Čakara, Alexander Wukovits, Valentina Himmelbauer
Prevodi: Tina Čakara i Julian Himmelbauer
Kamera, zvuk i rez: Justin Ramon Kodnar
Redakcija: Elisabeth Satovich i Theresa Grandits
Kooperacija: Hrvatske novine
Projekt: Minority Awareness