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“Besuch im Bubenland”: Über Männlichkeit, von einer Frau erzählt. Posjet kod dičakov.

Foto: Katrin Schlösser

Die Erde dreht sich langsamer im Südburgenland. “Besuch im Bubenland” ist ein Dokumentarfilm der deutschen Regisseurin Katrin Schlösser, derzeit in österreichischen Kinos zu sehen. Er zeigt den Alltag von Männern aller Art, deren Heimat sie verbindet. Der Film erzählt unaufgeregt vom burgenländischen Landleben, Männlichkeit und Einsamkeit, alles südlich der Raab (im Bezirk Jennersdorf). Čitaj našu recenziju ovde.

Katrin Schlösser ernannte die ländliche Region zu ihrem Forschungsgebiet. Nur mit einer Handykamera ausgestattet, ging sie auf die Protagonisten zu und Vorurteilen zu Männlichkeit nach. Sie lebte für fünf Jahre im Südburgenland, wo auch ihre erste eigene Regiearbeit “Szenen meiner Ehe” (2019) zustandekam. Als sie ins Südburgenland gezogen ist, war sie noch Filmproduzentin und Hochschulprofessorin, doch nun “bin ich auf dem Weg, eine Künstlerin zu werden, und das Südburgenland hat daran einen nicht zu unterschätzenden Anteil,” meint die Regisseurin gegenüber NOVI GLAS. 

Plakat filma u Beču. Filmplakat in der Wiener Innenstadt.

Der Film zeigt Lebensrealitäten von “Buben” im Burgenland und dabei stehen jüngere und ältere Burgenländer im Rampenlicht. Jetzt mag sich der/die ein:e oder andere denken: Aber wo bleiben da die Frauen? 

Aus den Augen, nie aus dem Sinn

Zwei Frauen sind präsent im Film: die Regisseurin als Interviewerin und Darinka, die Ehefrau eines Protagonisten am Ende des Films. Dennoch nehmen Frauen eine zentrale Rolle in den unterschiedlichen Geschichten der Darsteller ein. Als Tochter, der man die Nabelschnur bei der Geburt durchschnitten hat, zu der man aber jetzt keinen Kontakt mehr hat. Als nicht existente Ehefrau, die man, nach Angabe eines Darstellers, nicht bräuchte, nach der aber die Familie immer wieder fragt und nachbohrt; und als Oma, die die einzige Bezugsperson in der Kindheit war.  

Auf den ersten Blick scheinen die Männer im Südburgenland allein klarzukommen. Im Laufe des Films kristallisiert sich heraus, dass man(n) in Einsamkeit die Nähe zu Vertrautem sucht. Die Heimat, zu der eine starke Verbindung besteht. Und die Tiere, um die sich die Bauern liebevoll kümmern. Bei einem jungen Bauer wird bald ein namenloses Schwein geschlachtet. Er gäbe dem Schwein keinen Namen mehr, weil sein vorheriges Schwein Mercedes nach einer Krankheit geschlachtet wurde und dieser Verlust schwer zu verarbeiten gewesen sei, sagt er im Film.  

Filmreife Dialoge

Behutsam legt Schlössers Film die Tiefgründigkeit der Darsteller dar, zwischendurch untermalt von idyllischen Fahrten durch Wälder, wo das Sonnenlicht immer wieder hinter Bäumen verschwindet. Der gewählte Dokumentationsstil mit der Regisseurin direkt hinter der Kamera erlaubt eine persönliche, empfindsame Darstellung der gefilmten Männer, die vielleicht sonst nicht in demselben Ausmaß möglich gewesen wäre. Die Regisseurin meinte, sie komme gerne in die Region zurück, in der sie “lernte, unvoreingenommen auf Männer zuzugehen.” Auch wenn es für Kinobesucher:innen nur ein kurzer Besuch in eine andere Welt war, sieht man jetzt die Buben vielleicht mit anderen Augen.

“Besuch im Bubenland” läuft österreichweit in Kinos bis Ende Juni.

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