Masovni test. Beim Massentest.

Auf zum Massentest! Donnerstag, früher Nachmittag. Relativ dichtes Treiben in der U2-Station Messe-Prater. Ein Ausdruck gewisser Ungewissheit fährt die Rolltreppen hoch, die Stiegen runter kommen in ihrer Negativität gestärkte Gesichtsausdrücke, klassische Wiener Gesichtsausdrücke.

Draußen wird jedem eine neue plastikverpackte Maske in die Hand gedrückt. Entlang der gelben Linie bitte durch die Halle. Blöd, wenn vor dir ein so langsames Pärchen geht, dass es zur Kolonnenbildung kommt. Stay cool. Überhol nicht. Sei auch Schnecke, nicht Elefant.

Die Soldaten sind motiviert und jung. Gefällt euch besser, als in der burgenländischen Pampa in der Nase zu bohren und das Nichts beobachten, ha? Sir, jawohl, Sir. Das Nichts beobachten und mit freiem Auge den Feind nicht sehen, sind zwei Dinge. Jawohl, Sir. Gunnery Sergeant Hartman nimmt den Zettel mit den Daten ab, verweist auf seinen weiß gekleideten Kollegen. Setzen. Der Sessel, noch warm von der Frau vor mir. Einmal durch die Nase ins Hirn pieksen. Zack. Feind gefunden? Gleich ist’s vorbei, sagt der Weiße. Das Kleinhirn kannst haben, sag ich. 

Nasenbohren ist noch immer am schönsten, wenn man’s selber macht. Hörgerät und Huster sitzen auf den Wartesesseln und schauen. Ich schau jetzt mit. Einer liest Österreich, die Soldaten haben Österreich um den Arm gebunden. Zwei Mädchen versuchen mit Soldaten zu flirten, aber die ignorieren gekonnt. Vielleicht hat sie der Gunnery Sergeant heute schon ermahnt. Aber verständlich. Das hier ist die einzige Möglichkeit, legal neue Menschen kennenzulernen. Der Massentest, der heißeste Club der Stadt. Ganz, ganz leise vernehme ich. Ja? Last Christmas. Doppelbödig, die Witze beim Heer 2020. Und dann vernehme ich meinen Namen, stehe erwartungsvoll auf. Will mit dem Soldaten flirten. Er muss mich enttäuschen: negativ.